Der erlöste Werwolf
Einer, der selbst einmal Werwolf gewesen war, hat diese Geschichte einem Talcēnietis (?), dem jetzt noch lebenden Großvater des G. Pakalniņš, auf einer Fahrt nach Riga erzählt.
"Wo hast du das eine Auge verloren?", fragte der Talcēnietis den fremden Weggefährten. "Ach, Bruder, das Auge haben mir Hunde aus dem Kopf gerissen." – "Wie kam denn das?" – "Ich bin sieben Jahre als Werwolf umhergelaufen." – "Und wie kam es, dass sie dir das Auge ausgerissen haben?" – "Einmal, brachen wir alle sieben in einen Stall ein, um Schafe zu reißen (jene sieben Männer hatten bei der Heumahd den Starost beobachtet, dann ist jeder von ihnen – wie der Starost selbst – rückwärts durch sein eigenes Hemd hindurchgekrochen und hat sich in einen Werwolf verwandelt). Die Hunde hatten uns bemerkt und stürzten sich auf uns. Wir ergriffen die Flucht und sprangen in der Eile über den Zaun. Die anderen kamen glücklich hinüber. Ich war der Letzte: Ein großer Hund packte mich beim Schwanz, riss mich zu Boden und biss mir das Auge aus. Mit Mühe gelang es mir, mich von ihm zu befreien und zu entkommen. Dreimal im Jahr mussten wir durch Riga marschieren. Von hinten konnte man uns sehen, von vorn jedoch waren wir unsichtbar. So gelang es uns oft, ein Pferd zu verschlingen, ohne dass es jemand bemerkt hätte. Nachdem wir bereits sieben Jahre als Werwölfe durch die Welt gezogen wären, kamen wir eines Tages in ein Haus. In der Küche fanden wir fertig gekochtes Essen. Wir aßen davon und wurden wieder zu Menschen. Als wir noch Werwölfe waren, konnten wir alles verstehen, was Menschen oder Hunde sprachen.